Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Kreisverband Gelsenkirchen e. V.

Bericht vom bundesweiten Umwelt- und Verkehrskongress 2025

Unser Mitglied Wolfram Schneider war beim BUVKO und berichtet uns von den spannenden Inhalten

Ein Bericht von Wolfram Schneider

Der BUVKO (Bundesweiter Umwelt- und Verkehrskongress) wird alle zwei Jahre vom FUSS e.V. (Fachverband Fußverkehr) veranstaltet und fand dieses Jahr vom 28.-30. März 2025 in der Messe Karlsruhe statt. Es trafen sich dort rund 200 Menschen, die alle eine Nähe zu Veränderungen der autozentrierten Verkehrspolitik haben (FUSS e.V., VCD, BUND, ADFC und viele lokale Initiativen). Inhalte und Ablauf waren gut organisiert. Die Vielzahl von Arbeitsgruppen und Exkursionen boten für alle die richtigen Beteiligungs- und Lernmöglichkeiten. Ich war zum erstem Mal dabei und sehr zufrieden.

Das Wichtigste nun in der Bedeutung für den ADFC Gelsenkirchen und nicht in der Reihenfolge der Tagung. 

Den spannendsten Vortrag hielt Heinrich Strößenreuther „Mobilitätskämpfe austrocknen und smarter kämpfen“. Der sehr vielseitige Verkehrsaktivist betätigt sich intensiv mit Vorträgen, Büchern, durch Unterstützung lokaler Initiativen, dem Volksentscheid Fahrrad in Berlin und jetzt dem Baumentscheid in Berlin. Er war auch einige Jahr in der CDU, um sie verkehrspolitisch weg von der Autopolitik zu bringen. Lesenswert ist sein Buch: „Die Verkehrswesen: miteinander den Kulturkampf beenden“.

Folgende Einschätzungen von Strößenreuther: Die Niederlagen bei städtischen Verkehrsveränderungen lagen oft an einer konfrontativen Sprache und unpassender Umsetzung (Berlin: Friedrichstraße mit hässlicher Möblierung, Hannover: zu lange Umbaudauer). Erfolgreich war die gut geplante Strategie in Gent (Belgien), innerhalb von zwei Tagen konnte der Autoverkehr dauerhaft aus der Innenstadt gehalten werden.

Der Begriff „Verkehrswende“ fordert dazu auf, dass sich alles in die Gegenrichtung verändern müsse. Einladender ist das schrittweise Vorgehen durch „Verkehrsreformen“ und dabei müssen die entstehenden Konflikte politisch ausgetragen werden. Bei Befragungen siegt meist der Common Sense. Niedrige Beteiligungen bei Befragungen zeigen vor allem die große Zustimmung aus der Bevölkerung (zuletzt in Paris). 

Hitzeinseln sind durch Entsiegelungen und Baumpflanzungen zu entschärfen. Mit Schulstraßen und Kidical Mass-Aktionen sind öffentlichkeitswirksame positive Aktionen zu organisieren. Bike & Ride-Ständer sind in Deutschland inzwischen für 230.000 Räder eingerichtet worden. Tempo 30-Zonen erhalten lokal große Zustimmung. 

Die „Zwangsverkehre“ müssen durch gute Ersatzangebote „befreit“ werden: „freie Wahl für freie Bürger*innen!“. Die überzeugten Autobesitzer*innen in Ruhe zu lassen, Krawallmacher*innen besser ignorieren. Stattdessen „Go with the Love“, das bedeutet mit denen agieren, die das Thema mögen. So ist der Autoverkehr in vielen Städten zurückgegangen. In Berlin hat der Besitz um 20.000 Autos abgenommen. 

Geschickte Maßnahmen dämmen den Autoverkehr ein. So kann ein Stellplatz fürs Car-Sharing 12 Stellplätze für private Autos frei machen. Kinder müssen früh an den Verkehr gewöhnt werden, um gefahrfrei mobil zu werden. Die Parkgebühren sind zu erhöhen. Zur Entlastung der Städte muss das Leben auf dem Land attraktiver werden, vor allem bei der Mobilität.

Prof. Christoph Hupfer leitet das Institut für Nachhaltige Mobilität in Karlsruhe. Er sprach über „Gemeinsam besser unterwegs! Allianzen als Transformationsbooster“. Die Lebensqualität einer Stadt wäre daran zu erkennen, wer draußen ist, besonders Kinder und alte Menschen. Für die sind Bänke aufzustellen und die Freiflächen attraktiv zu gestalten. 

Der Flächenverbrauch ist bei Autos am schlechtesten und wird über Fahrräder zum Bus immer günstiger. Bei Autos ist es egal, ob sie mit Benzin oder Strom oder autonom fahren, sie brauchen alle den gleichen Platz.

Partizipative Mobilitätsentwicklung führt zu erfolgreichen Initiativen, zu Pop-up Straßen oder Parks. Das bringt Andere nicht in die Defensive und es lässt sich gemeinsam als Erfolg feiern. In Ludwigsburg wurde der Arsenalplatz vom Parkplatz zum Aufenthaltsplatz mit Wasserspiel umgebaut. Es war ein Geschenk an die Bürger*innen, „hab Spaß bei dem, was du tust!“

Weiter im Programm waren Vorträge zu

Klimaresiliente Schwammstädte, Dr. Valentin Meilinger, Umweltbundesamt

Unterschiedliches Mobilitätsverhalten, Prof. Klemens Weigl, Hochschule Karlsruhe

Spannend waren die vielfältigen insgesamt 20 Arbeitsgruppen

Verkehrsrecht – was ließe sich vereinfachen? Fahrradstraßen, Tempo 30-Zonen, Gehwegparken, Flächen für Fuß- + Radverkehr - mit dem scheidenden ADFC-Justitiar Roland Huhn

Mit Spaß Neues möglich machen! Empowerment für Motivations-Hürden, Experimente für Klein-städte in Baden-Württemberg, Reallabore in Karlsruhe – „alles erlauben, was nicht verboten ist“

Radverkehr im ländlichen Raum – Mängel beseitigen + behindertengerecht bauen

blau-grüne Infrastruktur – Beispiele Schwammstadt

verkehrsberuhigte Bereiche – Begegnungszonen in StVO aufnehmen

rücksichtsloses Rasen – mehr Klarheit in Gesetzen + mehr Überwachung

Beteiligung – Ausbau der Mitwirkung statt Beschleunigung der Verfahren

Künstliche Intelligenz nutzen – zentrale Datenbank + einheitliche Standards entwickeln

Fußverkehr + ÖPNV – Investitionen bereit stellen

kindgerechte Verkehrsraumgestaltung – sichere bespielbare Plätze schaffen

sichere Kreuzungen für den Radverkehr – Kreisverkehr braucht am wenigsten Platz

Fußverkehrspreis – Vorstellung der prämierten Projekte

Bus + Straßenbahn – Investitionen sichern

Schulstraßen – einheitlicher Leitfaden notwendig

Mobilitätskonzepte im ländlichen Raum – dabei möglichst an Alle denken

Gehwegparken verbieten – Straßenparken als Sondernutzung nicht als Gewohnheitsrecht

attraktiver Arbeitgeber? - Jobrad + geschützte Radabstellanlagen

aktiv werden! - Bäume einfach aufstellen 


Außerdem gab es Exkursionen zu Fuß, per Bahn und Rad.

https://gelsenkirchen.adfc.de/artikel/bericht-vom-bundesweiten-umwelt-und-verkehrskongress-2025

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