Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Kreisverband Gelsenkirchen e. V.

Fahrradweg Bramkampstraße

Der Fahrradweg Bramkampstraße ist Teil der 44 Maßnahmen im Zukunftsprogramm Radverkehr © Maja Tölke

Einschätzung des ADFC zum Zukunftsprogramm Radverkehr

Wir haben im November 2021 das Zukunftsprogramm des Referats Verkehr der Stadtverwaltung kommentiert.

Das Referat Verkehr hat im November 2021 das Zukunftsprogramm Radverkehr der Öffentlichkeit präsentiert. Es sind 44 Maßnahmen in den Jahren 2022-2026.

Hier finden Sie die Vorlage für den Ausschuss Verkehr und Mobilitätsentwicklung. So hat die WAZ unsere Einschätzung wiedergegeben. So viel sei verraten, wir finden das Zukunftsprogramm hat noch Luft nach oben. Unser Vertreter, 2. Vorsitzender Ulrich Krauß, hat den folgenden Redebeitrag in der Sitzung des Ausschusses für Verkehr und Mobilitätsentwicklung gehalten:

"Herr Vorsitzender, meine Damen und Herren,

in dem WAZ-Artikel zum Thema „Zukunftsprogramm Radverkehr“ wird Herr Heidenreich mit den Worten zitiert: „Wir können den verfügbaren Straßenraum eben nur einmal verteilen.“ Diesen Satz kann der ADFC voll unterschreiben. Aber weiter sagt er, dass Radlern, Fußgängern und öffentlichen Verkehrsmitteln mehr Platz einzuräumen ist. Zitat:“Da gehört es eben dazu, dass auch mal ein Parkplatz wegfallen muss.“

Ein Parkplatz hat eine Fläche von gut 15 qm. Wie viele Radler, Fußgänger und Busse mögen da Platz finden?

In den 50er Jahren war das Fahrrad das selbstverständliche Verkehrsmittel für tausende von Menschen, um zur Arbeit zu kommen. Persönlich habe ich das so nicht bewusst erlebt, Fotos sprechen davon aber eine beredte Sprache.

Und dann fing man an, für das Auto zu planen weil wir uns ja alle unseren Käfer oder Kadett leisten konnten. Und für das Rad gab es keinen Platz mehr. Erst in den 70er Jahren hat man wieder begonnen, halbherzig, das Rad in die Verkehrsplanung einzubeziehen. Und daher reicht die Fläche eines Parkplatzes bei weitem nicht aus. Wir denken, da muss größer gedacht werden. In dem Zukunftsprogramm Radverkehr wird erfreulicherweise beim der Planung für die Hiberniastraße größer gedacht. Das freut uns vom ADFC. Auch freut uns, dass das Quartier in Ückendorf zu einer Fahrradzone werden soll. Übrigens wurde die Idee bei einem Rundgang des ADFC mit Bürgern aus Ückendorf geboren.

Ansonsten vermisst der ADFC aber den „großen Wurf“. Es kommt uns so vor, als würde jetzt ein wenig für Radler geplant weil man das heute so macht. Wirklich Herzblut seitens der Planung sehen wir nicht.

Die beeindruckende Zahl von 44 Projekten ergibt sich zum Teil dadurch, dass an sowieso anstehende Planungen noch Radverkehrsanlagen angehängt werden. Und da fragen wir uns, wie diese Radverkehrsanlagen dann wohl aussehen werden. In dem Programm haben wir viel von Schutzstreifen gelesen.

Nach meiner Erfahrung werden Schutzstreifen von sehr vielen Autofahrern schlicht ignoriert, daher fahren viele Menschen nicht auf Schutzstreifen, sie haben dort Angst. Aber in dem Programm sind Schutzstreifen in einer Länge von 3.340 m aufgeführt. Etwas besser geht es mit Radfahrstreifen (4.900 m). Aber auch die werden gerne zugeparkt, wenn sie nicht abgesichert werden. Und das wird vermutlich kaum passieren.

6.015 m Radverkehrsanlagen stehen in dem Programm, wie die aussehen werden, wir sind gespannt, definiert ist das bislang noch nicht.

Die ERA 2010, der Werkzeugkasten für Radverkehrsanlagen, sagt, dass Radverkehrsplanung Angebotsplanung ist. Im September, eine Woche vor der Bundestagswahl, fand eine Kinder-Fahrrad-Demo in Gelsenkirchen mit 109 Teilnehmern statt. 109 Menschen, die sicher gerne viele Alltagswege zu Schule, Kita und Arbeit mit dem Rad machen wollen, diese Angebotsplanung fehlt diesen 109 Menschen.

In den Niederlanden sah es auf den städtischen Straßen ähnlich wie bei uns heute aus, Was dort entstanden ist wurde sicher nicht mit kleinen Maßnahmen hier und dort geschaffen, dort wurde konsequent Platz für Menschen auf Fahrrädern oder zu Fuß geschaffen.

Das wünscht sich der ADFC und fordert es auch ein, dass bei uns endlich wirklich der dem Rad- und Fußverkehr zustehende Platz geschaffen wird, in dem vorgelegten Programm können wir diese Vision kaum erkennen."

https://gelsenkirchen.adfc.de/artikel/einschaetzung-des-adfc-zum-zukunftsprogramm-radverkehr

Bleiben Sie in Kontakt