Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Kreisverband Gelsenkirchen e. V.

Touren zur Stadtgeschichte 2024

150 Jahre Stadt Gelsenkirchen- Kirchdörfer, Rittersitze und mittelalterliche Bauernhöfe: stadtgeschichtliche Fahrradtouren durch das vorindustrielle Gelsenkirchen

In Zusammenarbeit mit dem Institut für Stadtgeschichte (ISG) führten zwei Fahrradtouren des ADFC im September 2024 zu Orten beispielhafter Überreste und Denkmäler aus der Zeit, bevor Gelsenkirchen vor 150 Jahren die Stadtrechte bekam und sich im Zeichen von Bergbau und Montanindustrie zur industriellen Großstadt entwickelte.

Die erste Tour durch den Stadtsüden Gelsenkirchens (15.09.24) startete mit 19 Teilnehmenden im Zentrum der Altstadt in Gelsenkirchen „Am Rundhöfchen“ und der Altstadtkirche. Hier gab Dr. Schmidt vom ISG einen Überblick über die Geschichte des Kirchdorfs Gelsenkirchen. Von dort führte die Tour, begleitet von Vertreten des Heimatbundes Gelsenkirchen, B. Nowak und V. Bruckmann, zum Rittergut Leithe in Rotthausen, dann durch das Torhaus des Rittersitzes Achternberg bis nach Ückendorf. Im Wedelstaedt Park, am mittelalterlichen „Lindenstein“, konnten die Teilnehmenden etwas über das dörflich-bäuerliche Leben im vorindustriellen Ückendorf erfahren. Nach einer Pause an „Holgers Erzbahnbude“ ging die Tour über die Erzbahntrasse zunächst zur Fleuthe-Brücke in Bismarck, einem denkmalgeschützten Überrest des vorindustriellen „Gahlener Kohlenwegs“, und von dort zum nächsten längeren Haltepunkt, der Bleckkirche. Hier informierte der Historiker B. Bork über die Bedeutung der ältesten Kirche auf Gelsenkirchener Stadtgebiet und die wechselvolle Geschichte des nahegelegen Hauses Grimberg. Dann ging es durch Bismarck nach Bulmke zum denkmalgestützten „Wilmshof“ und schließlich zum Stadtgarten zum Gedenkstein, der an den Herkunftsort des Namens für Gelsenkirchens berühmtesten Stadtteil erinnert, den einstmaligen „Hof Schalke“. Hier endete die Tour nach gefahrenen 32 Kilometern um 15.30 Uhr. Am Ende stand der Hinweis auf einen nahegelegen Ort in der Neustadt: „Im Wiehagen“ begann mit der Erschließung der ersten Grubenfelder um 1840, in der Nähe des Bahnhofs der Köln-Mindener-Eisenbahn, die Ära des Bergbaus und der Montanindustrie für Gelsenkirchen.

Die Tour durch den Stadtnorden (29.09.24) mit 24 Teilnehmenden begann am Schloss Horst, einem repräsentativen Schlossbau der Renaissance, wo die Teilnehmenden von der Museumspädagogin Frau Kruiszna sehr anschaulich mit der Geschichte des Rittersitzes vertraut gemacht wurden. Durch Horst, Schaffrath und die ehemalige Bauernschaft Heege, vorbei an mittelalterlichen Bauernhöfen, ging es zum ehemaligen Rittersitz Haus Lüttinghof. Der Heimatforscher E. Kopatz informierte vor Ort über die bewegte Geschichte dieses Ortes, dem ältesten Baudenkmal Gelsenkirchens. Auf dem Weg durch Hassel passierte die Gruppe das denkmalgeschützte Fachwerk-Bauernhaus Haus Grothof. Im Zentrum Buers, an der Urbanuskirche, erwartete die Gruppe Dr. Escher vom Heimatverein Gelsenkirchen-Buer mit einem Überblick zur Geschichte der Urbanuskirche und der „Freiheit Buer“, die er mit viel Bueraner Lokalkolorit anreicherte. Nach einem kurzen Halt am Sühnekreuz „Backems Krüz“, Ort eines mittelalterlich Mordfalles unter Rittern aus Grimberg und Leithe, legte die Gruppe bei herrlichem Spätsommerwetter eine Pause „Am Schlössken“ in Sichtweite des Schlosses Berge ein. Der letzte Teil der Tour führte durch Erle zum ehemaligen Adelssitz „Haus Leyte“, einer abgegangenen Wasserburg - heute Heimat des Golfclubs Leithe. Durch Erle führt die Tour vorbei am alten Schulmeisterhaus in der Neustrasse, einem Relikt dörflicher schulischer Bildung aus vormoderner Zeit. In Sutum, am Hof Otte, erfuhren die Teilnehmenden am Beispiel der Bauernfamilie Otte, wodurch bäuerliches Leben in feudalen Zeiten, nach der Bauernbefreiung im frühen 19. Jahrhundert und vor Einsetzen der Industrialisierung geprägt war. Die Tour endete nach 34 Kilometern im geplanten Zeitrahmen um 16.00 Uhr am Schloss Berge, das lange im Besitz der Grafen von Westerholt war, seit Anfang des 20. Jahrhunderts der Stadt Gelsenkirchen gehört und in heutigen Gestalt ein besonderes Stück Gelsenkirchener (Spät-) Barock darstellt.

geschrieben von Günter Jahn, der die Touren auch erarbeitet und geleitet hat

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